[Fatality Friday] Woche 9: Special Forces

Irgendwann um die Jahrtausendwende herum, tauchten Screenshots eines neuen Mortal Kombat Spiels im Internet auf. Da umkreisten sich Scorpion und Jax in einer unbekannten aber stilvollen Arena, deren Mystik durch den Sonneuntergang romatisch untermalt wurde.


Der Herr in der Videospielabteilung ging hinter die Theke und hievte einen fetten Ordner auf den Tresen. Er blätterte und blätterte und blätterte...und da! Da war es. Mortal Kombat...Special Forces. PSX.

Ich so: "Da sollte doch Teil 5 für PS2 kommen?"
Er so: "Moment...ne. Wir haben zumindest noch keine Info erhalten. Kommt vielleicht noch."

Einige Zeit später war ich mit meinem Bruder in nem Videospielladen, der zwischenzeitlich in einer Seitengasse aufgemacht hat. Da war es. Mortal Kombat: Special Forces. 60 DM. Also schon mal nicht die üblichen 100 DM, die ein neues Spiel so damals gekostet hat. Also gleich mal eingepackt und zu Hause getestet.


"Rette Sonya" stand auf Midways Seite. Die haben nur leider vergessen, dass es nie zu dieser Szene kommt, da sie im finalen Spiel rausgeschnitten wurde. Aber das war noch nicht mal das Schlimmste.

Das Spiel hat insgesamt zwei Highlights - die Intro und einen neuen Kämpfer, der sich sofort in die Fanherzen geprügelt hat. Aber fangen wir mal beim Anfang an:

Die Intro Ja, für heutige Verhältnisse sieht das schon etwas deppert aus. Der pixelige Kantenkoloss schwingt seine Beretta hin und her, während da komische Musik läuft. An alle Plebejer: Das ist Kunst! Die Musik und auch das Video sind im übercoolen Bond-Stil gehalten und die Grafik sah halt damals so beschissen aus 💁🏻‍♂️

Story
Die Story ist eigentlich ganz simpel. Kano ist samt Clique ausm 4-Ecken-Café ausgebrochen. Jag ihn, hau dich dabei durch die Level, besiege den jeweiligen Boss und sammel nen Edelstein. Ende.

Gameplay
Das Gameplay ist...nicht furchtbar schön. Eher furchtbar furchtbar. Man hat versucht, Metal Gear Solid mit Mortal Kombat zu mischen. Das hätte klappen können - hat es aber nicht. Denn dafür hätte Jax einen Soliton-Radar und Schleichmöglichkeiten haben müssen.

Zum Vergleich: Das hier ist der erste Abschnitt in Metal Gear Solid:





Und das hier ist der erste Abschnitt in Mortal Kombat Special Forces:

 
Dieselbe Perspektive. Dasselbe Setting. Es wird aber noch vieeeel besser:

"Jegliche Ähnlichkeiten sind rein zufällig. Wer welche findet, darf sie behalten."
- Hideo Boonjima, Co-Creator von Mortal Gear...äh...MK Special Forces.

Jax kann sich ja nicht verstecken. Damit könnte man noch leben...allerdings kann er auch nicht ausweichen. Das heißt, dass er immer blocken muss, wenn irgendwer schießt...und das schränkt einen sehr in der Bewegung ein. Dazu kommen noch die mäßigen Rätsel und die furchtbare Übersetzung. Beispiel: Der "Schlüssel" wurde mit "Taste" (Key) übersetzt. Und ich fragte mich erstmal, ob ich jetzt eine ganze Tastatur zusammensuchen muss, um das Level zu beenden 😅

Unterhaltsam, wenn auch nicht extrem gut, ist das Kombosystem. Jax lernt mit der Zeit verschiedene Kombos, die auch immer länger werden. Die Besten sind natürlich die, die mit einem Special Move enden und extremen Schaden anrichten. Das ist eine kleine Herausforderung nebenbei, die den sonst relativ einseitigen und extrem unlogischen Spielverlauf wenigstens etwas aufpeppen. Unrealistisch, weil man unter anderem locker 5 Schüsse mit der Shotgun braucht, um einen ungepanzerten, Nicht-Boss-Gegner umzunieten. 5! Ja, es ist ein Spiel...aber man kann's echt übertreiben 😅

Bosse
Die Bosskämpfe sind eigentlich alle immer gleich. Man wird mit Geschossen zugespammt und hat nur minimale Zeitfenster, um zu reagieren. Immerhin gibt es neben Kano und Jarek einen weiteren Kämpfer, der sich einen Platz in der Hauptserie verdienen konnte: Tremor!

Tremor war sofort beliebt. Ein beigefarbener Ninja, der, wie Jax, Schockwellen erzeugen kann. Wir mussten bis zum Challenge Tower in MK9 warten, um endlich mit ihm spielen zu können...und in MKX war er endlich richtig spielbar. Die Antwort auf jeden Spammer und Zoner da draußen. Tremor macht einfach Spaß!

Tremor in MK: SF
Tremor in MK9 (schon besser)
Tremor in MKX (geil, wa?)

Fazit
MK:SF ist eigentlich alles andere als gut und die Parallelen zu Metal Gear Solid sind kaum zu übersehen. Und ich rede nicht nur vom Leveldesign. Dennoch hätte es nicht unbedingt als Bei-Wish-Bestellt-Version enden müssen, da es ein paar echt gute Ansätze hat - die allerdings nicht gut umgesetzt wurden. Ich bezeichne das Spiel daher immer als Videospielperle aus dem Kaugummiautomaten - schade, dass es keiner kennt, aber es ist schlecht gemacht und auch kein Must-Have.

Nichtsdestotrotz ist es nicht so schlimm wie die Fanbeleidigung MK: Annihilation, da SF wenigstens eine ulkige Intro und interessante neue Charaktere liefert, die es sogar in den neuen Zeichentrickfilm Mortal Kombat Legends: Snowblind^↗ geschafft haben. Ich habe außerdem schon viel nervigere und schlimmere Spiele durchgespielt. Daher bin ich der Meinung, dass jeder Fan es zumindest mal anspielen sollte. Dem Einen oder Anderen gefällt das Spiel möglicherweise. Wer auf Trash und MK steht, wird es wahrscheinlich sogar total lieben 💁🏻‍♂️ 

Nächste Woche geht es weiter mit dem wohl beliebtesten Spin-Off von allen: Mortal Kombat Shaolin Monks!

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_{Mortal Kombat, das Mortal Kombat Logo sowie alle zugehörigen Charaktere und Elemente sind Warenzeichen und Copyright von Warner Bros. Entertainment. Dasselbe gilt für die Screenshots und Artworks.
Metal Gear Solid, alle zugehörigen Charaktere und Elemente sind Warenzeichen und Copyright von Konami. Dasselbe gilt für die Screenshots und Artworks.}