Wer meinen Blog verfolgt, der weiß, dass meine Eltern ein kleines bisschen strenger waren als die aller anderen Kinder. Sie wollten ja nur unser Bestes. Das wusste ich schon als Kind. Doch als Erwachsener, hat mich etwas doch sehr hart schockiert. Früher haben wir nämlich, auch auf dem Weg in die Kirche - also definitiv im Beisein unserer Eltern -, relativ oft die Prinzen gehört. Die sind ja auch einfach gut. Fünf Hanswürste aus dem Osten mit verdammt guten Stimmen und äußerst lustigen Texten, die einfach ein gutes Lied nach dem anderen released haben. Instrumente? Uncool! Die haben so gut wie alles mit dem Mund gemacht. Wär Beatboxen damals schon so populär gewesen wie heute, hätten die nicht mal ne Drummachine gehabt.
Eines Tages, bestimmt 25 Jahre später, habe ich mir die Prinzen auf dem Weg zur Arbeit angehört. Ich war begeistert wie früher - und zusätzlich doch ein wenig schockiert, als ich den Mann im Mond wieder gehört habe. Als Kind dachte ich mir überhaupt NIX böses dabei. NIX. NIXNIXNIX. Aber der Text ist sowas von eindeutig zweideutig, dass er schon nicht mehr zweideutig ist.
Hier mal eine raue Interpretation meinerseits:
"Mann im Mond"
Die Prinzen, 09.09.1991, Produziert von Annette Humpe, © Sony Music Entertainment
Jeden Abend knipst der Mann im Mond sein Licht an
Damit man auf der Erde auch was sieht Was man, wenn er es nicht anknipst nicht kann Doch dann säh' er auch nicht, was hier so geschieht
// Der gute Kerl ist einsam und neugierig. Sehr sehr gefährliche Kombination!
Und oft guckt der Mann herunter zu uns beiden
Denn du interessierst ihn wirklich sehr
// Aha, ein Nebenbuhler, der auf die Olle des lyrischen Ichs abfährt
Und dann sieht er, wenn wir schmusen oder streiten
Doch wahrscheinlich streiten wir uns mehr
// Also ein in der Friendzone warmgehaltenes Beta-Männchen, das nebenbei jede ach so klene Streiterei mitbekommt. Soso, junge Dame!
Und wenn's ganz schlimmt kommt
dann steigst du in dein Raumschiff und es fliegt Zum Mann im Mond, der endlich,
was er schon so lang will kriegt
// Wenn's mal so richtig kracht, steigt sie wohl ins Taxi und fährt zu dem Typen, der wie ein Raubtier die ganze Zeit nur auf seine Chance gewartet hat. Liebe Damen, fallt doch nicht immer darauf rein!
Manchmal wird der Mann im MondFür seinen treuen Dienst belohnt
// Also fürs stundenlange Ins-Ohr-Geheule, wie böse das lyrische Ich doch immer zu ihr ist?
Und wenn du ihn ganz lieb anschaustDann holt er die Laterne raus
// Mit "lieb" meinen die nicht lächeln. Und die "Laterne"!?...iiiiis klar. Wohl eher die Gurke! So wenig Sex wie der hat, wahrscheinlich mit ordentlich Nillenkäse.
Am Himmel wohntDer Mann im Mond Und sicherlich ist er verliebt
// Der Nebenbuhler ist für das lyrische Ich so unerreichbar wie der Mond, da er wahrscheinlich nicht weiß, wo er wohnt oder wer er ist. Daher ist das lyrische Ich so hilflos.
Und bist du dann beim Mann im Mond dort obenDann macht er alles mögliche mit dir
// Netflix & Chill, aber ohne Fernseher 👉🏻👌🏻
Sogar hier unten hört man euch dann tobenUnd natürlich tobt es auch in mir
// Er weiß ganz genau, was und dass es ordentlich abgeht. Vielleicht durch den Flurfunk? Und das macht ihn raaaasend!
Doch schon am nächsten Morgen hast du von dem Mann im Mond genugDu setzt dich in dein Raumschiff und er wünscht dir guten Flug
// War wohl doch keine gute Idee. Da der Mann im Mond die Dame ins Raumschiff gesetzt hat, gab's wohl wenigstens Taxigeld
Liebe Eltern...ihr könnt mir doch kein He-Man verbieten aber mich so eine Sauerei anhören lassen. Ihr könnt mir nicht erzählen, dass ihr da keine Zusammenhänge gesehen habt. Vielleicht dachtet ihr, dass wir das sowieso nicht verstehen und habt ein Auge zugedrückt.
Comments powered by CComment